Schrittmacherkontrolle

Bei Funktionsstörungen im Reizleitungssystem des Herzens („elektrisch leitende Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen des Herzens“) kann es zu sehr langsamem Herzschlag bis zum totalen Ausfall kommen. Bei diesen Erkrankungen kann es notwendig sein, einen Ersatz der „defekten Leitungen“ herzustellen. Dies geschieht durch die Anlage („Implantation“) eines Herzschrittmachers.

Ein Herzschrittmacher besteht aus zwei Teilen, dem eigentlichen Schrittmacher (Aggregat) mit eingebautem Mikroprozessor und Batterie sowie ein bis drei Kabeln („Elektroden“) zu bestimmten Stellen im Herz. Das Schrittmacheraggregat wird in der Regel am rechten oder linken oberen Brustkorb unterhalb des Schlüsselbeines zwischen Haut und Muskel implantiert. Die Elektroden werden über eine dort verlaufende Vene zum Herzen geführt und in den vorgesehenen Stellen platziert. Die Enden der Elektroden werden mit kleinen Schrauben in der Herzwand sicher befestigt. Die anderen Enden werden mit dem Aggregat verbunden. Man unterscheidet die Schrittmacher je nachdem, wie viele Elektroden implantiert werden. Davon abhängig dauert die Operation zwischen 30 min und 3 Stunden. Diese erfolgt in der Regel in lokaler Betäubung, nur in Ausnahmefällen ist eine Narkose erforderlich.

Der implantierte Schrittmacher überwacht als wesentliche Aufgabe die Herzschlagfolge (Herzfrequenz). Fällt ein Schlag aus oder wird der Abstand zwischen zwei Schlägen zu lang, greift der Schrittmacher ein und löst durch einen vom Patienten nicht bemerkbaren elektrischen Impuls einen Herzschlag aus. Bei seltenen Fehlfunktionen kann ein Patient dies spüren und sollte seinen Arzt zeitnah darauf aufmerksam machen. Der Schrittmacher ist auch in der Lage, Patienten bei körperlicher Aktivität durch Steigerung der Herzfrequenz zu unterstützen, wenn das Herz dies nicht ausreichend leisten kann.

Während Herzschrittmacher ein zu „träges“ Herz kontinuierlich zum Schlagen stimulieren, kann ein ICD (Implantierter Cardioverter Defibrillator) mit gezielten Stromstößen ventrikuläre Herzrhythmusstörungen wie ein Kammerflimmern (vgl. HRST) beenden. Kammerflimmern ist die gefährlichste Rhythmusstörung des Herzens, dessen Auftreten in mehr als 90 % der Fälle zum Tod führt. Durch einen ICD kann dies verhindert werden. Ein ICD ist ein Gerät, das im Bedarfsfall geringe elektrische Impulse oder auch stärkere Elektroschocks abgibt. Die Geräte sind etwas größer als ein Schrittmacher und passen meist auch unterhalb des Schlüsselbeins in eine Hauttasche. Der operative Eingriff hinterlässt eine sechs bis zehn Zentimeter lange Narbe. Wie deutlich das Gerät zu sehen und zu fühlen ist, hängt vor allem vom Körperbau des Patienten ab. Angeschlossen an das Aggregat sind eine oder mehrere Elektroden, die im Herzen ähnlich dem Schrittmacher befestigt werden. Je nach Umfang und Zahl der Elektroden dauert eine Operation ein bis vier Stunden. Bei der Implantation überprüft der Arzt den ICD unmittelbar auf seine Funktionstüchtigkeit, indem er eine Schockabgabe unter eine kurzen Narkoseprovoziert.

Der ICD überwacht ständig den elektrischen Zustand des Herzens. Neben den Funktionen eines Schrittmacherskann er Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) erkennen und beenden, und schützt somit vor dem plötzlichen Herztod. Auf solche Arrhythmien kann er mit verschiedenen Mechanismen reagieren: Bei langsamen Rhythmusstörungen arbeitet der ICD wie ein konventioneller Schrittmacher und verabreicht geringe Impulse, die das Herz schneller schlagen lassen.
Gefährliches Herzrasen („ventrikuläre Tachykardie“) wird mit einer Überstimulation therapiert. Dazu gibt das Gerät Impulse ab, die schneller als diese Rhythmusstörungen sind, sie dadurch beenden und den Übergang zum Kammerflimmern verhindern können. Die einzige Möglichkeit ein solches Kammerflimmern zu beenden, besteht in der Defibrillation. Hierbei wird ein starker elektrischer Impuls ans Herz abgegeben, der eine Stromstärke von einigen Ampere und eine Spannung von etwa 750 Volt erreicht. Der Impuls dauert zwischen zehn und zwanzig Millisekunden. Für den Patienten kann diese Schockabgabe sehr schmerzhaft sein, sofern er zum Zeitpunkt der Defibrillation noch bei Bewusstsein ist. Häufig wird das Empfinden der Schockabgabe mit einem Tritt vor die Brust verglichen. Wenn die Therapie beim ersten Mal keinen Erfolg zeigt, können weitere Schocks folgen. Nach einem solchen Ereignis sollten sie zeitnah Kontakt mit Ihrem betreuenden Kardiologen zur Abfrage des Gerätes aufnehmen. Kommt es zu wiederholten Schockabgaben ist eine Vorstellung in einem Krankenhaus, bestenfalls über den Notarzt, sinnvoll.

Eine weitere Form der „elektrischen Therapie“ des Herzens ist die Resynchronisationstherapie (CRT-D). Sie stellt eine Kombination aus einem komplexen Herzschrittmacher und einem ICD dar. Sie findet Anwendung bei Patienten mit einer Herzschwäche (s. auch Kapitel Herzinsuffizienz) und Verzögerung der elektrischen Leitung in den Herzkammern (Linksschenkelblock). Durch zwei Elektroden zu den Kammern wird der verzögerte Stromfluss überbrückt und somit der Ablauf der Kontraktion (Zusammenziehen) des Herzmuskels verbessert. Da die betroffenen Patienten oft auch die gefährlichen ventrikulären Herzrhythmusstörungen (s.o.) entwickeln, wird fast immer aus Vorsicht in einem Aggregat ein ICD kombiniert (Primärprävention).

Um die Funktionen der verschiedenen implantierbaren elektrischen Geräte (Schrittmacher, ICD und CRT-D) zu warten und gegebenenfalls anzupassen, ist es erforderlich, dass regelmäßige Kontrollen (Abfragen) stattfinden. Diese erfolgen über die sogenannte Telemetrie. Dabei wird ein Abfragekopf eines Computers auf die Stelle des Brustkorbes gelegt, an der das Gerät unter der Haut liegt. Die Abfrage dauert in der Regel nur 5-10 Minuten. Es wird u.a. die Batterie überprüft, um die Laufzeit des Gerätes zu bestimmen. Es werden Tests gemacht, um die Einzelfunktionen der Geräte zu kontrollieren, um den Stromverbrauch zu optimieren und um Anpassungen an den individuellen Bedarf vorzunehmen. Bei ICD oder CRT-D Geräten werden auch aufgetretene Arrhytmien analysiert. In der Regel erfolgen diese Abfragen alle 3-6 Monate in der Praxis, in der weiteren Zukunft wird es aber auch möglich sein, einen Teil dieser Abfragen über das Internet oder telefonisch sicher durchzuführen.

Ist die Batterie eines Schrittmachers erschöpft, was in der Regel nach 6-10 Jahren (abhängig von Häufigkeit des Einsatzes und Stromverbrauch) der Fall ist, muss nur das Aggregat in eine 10-20 minütigen Operation gewechselt werden. Die Elektroden verbleiben dabei an Ort und Stelle. Durch regelmäßige Kontrollen lässt sich Batterieende immer rechtzeitig erkennen und der Eingriff planen.

Unsere Praxis hält die Abfragegeräte fast aller Firmen, von denen in Deutschland Geräte implantiert werden, vor oder kann auf die technische Unterstützung der Firmen zurückgreifen. Bei der Anmeldung zu einer Kontrolle halten Sie bitte den Geräteausweis bereit und bringen diesen auch zur Kontrolle in die Praxis unbedingt mit, um die Untersuchung für sie zügig durchführen zu können.

Für alle Patienten mit implantierten elektronischen Geräten (Schrittmacher, ICD und CRT-D) gilt es einige Dinge im Alltag zu beachten. Selten kommt es zu Problemen am Aggregat. Hier sind vor Verlagerungen (Verrutschen) des Aggregats und Entzündungen an und in der Tasche zu beachten. Sie sollten selbst im Spiegel die Stelle, an der das Gerät platziert ist, beobachten und jede Veränderung im Zweifel von einem erfahrenen Arzt begutachten lassen.

Es gibt verschiedene Störquellen in der Umwelt, die beachtet werden müssen. Starke elektrische Quellen und Magnetfelder sind in der Lage den implantierten Geräten falsche Signale zu übermitteln, die wiederum Fehlfunktionen auslösen können. Solche Quellen sind jedoch nur selten unbemerkt vorhanden. Ein oft genanntes Beispiel sind die Metalldetektoren an Sicherheitsschleusen (z.B. am Flughafen). Diese stellen erst dann eine Gefahr dar, wenn Patienten darin stehen bleiben. Aus Sicherheitsgründen wird dies aber prinzipiell vermieden. Hier ist der Ausweis des Gerätes vorzulegen. Weitere Hinweise zum Verhalten erhalten sie auf den Homepages der Gerätehersteller oder auf Nachfrage gerne auch über unsere Praxis.